Dark Troll Festivalbericht

Am Himmelfahrtwochenende hatte man in diesem Jahr die Wahl zwischen zwei fragwürdigen Alternativen: entweder, man ging die Gefahr ein, wegen zu hohem Promillepegel mit dem Bollerwagen im Straßengraben zu landen oder man ließ überemotionalisierte Hochglanz-Pophymnen mit merkwürdigen Kostümen beim European Song Contest über sich ergehen – wie jedes Jahr sicher wieder ein in Teilen bizarres Spektakel. Aber zum Glück wird man an diesem Wochenende nicht allein gelassen, sondern seit über zehn Jahren mühen sich einige unentwegte Helden des Festivalbetriebs ab, um an genau diesem Wochenende eines von Deutschlands schönsten Festivals auf die Beine zu stellen. Die Rede ist natürlich vom Dark Troll Festival, das traditionell am Himmelfahrt-Wochenende und auf der Burgruine Bornstedt stattfindet. Und so war es auch in diesem Jahr wieder. Die Fans von Black-, Pagan- und Folk-Metal strömten nicht nur aus Deutschland zusammen, sondern auch aus dem Ausland. Und das alles für ein kleines Festival mit etwa 1000 Besuchern und einer sehr spezifischen Musikauswahl. Aber gerade diese Musikauswahl macht einen Teil der Besonderheit des Dark Troll aus. Hier spielen eben nicht die Metalbands der Region, egal welchem Subgenre sie sich verpflichtet fühlen. Hier wird sorgfältig ausgewählt, wer auf der Bühne spielen darf. Es gibt kaum Wiederholungen, wie man es von größeren Festivals kennt, wo sich alle zwei, drei Jahre das halbe Line-Up wiederholt. Stattdessen immer wieder Neuentdeckungen, selten in Europa spielende Bands oder überhaupt sehr selten spielende Bands. Man kann die Veranstalter nur beglückwünschen zu ihrem guten Händchen, was die interessante Bandauswahl betrifft. Hier gibt es keinen Lückenfüller, keine typischen Nachmittagsbands. Nein, beim Dark Troll ist der Platz vor der Bühne schon bei der ersten Band rappelvoll, weil es schon von Anfang an genug Fans gibt und jede Band einen Namen in der Szene hat.

Eröffnungsband in diesem Jahr sind Dvalin, die vor vielen Jahren, 2016, hier schon einmal auftraten. In diesem Jahr sind sie mit Ersatzsänger angereist, der den gerade werdenden Vater, der üblicherweise am Mic steht, würdig vertritt. Der Folk-Metal der Band hat hier viele Fans. Außerdem sind sicher viele der Angereisten heiß darauf, dass die Musik endlich beginnt. Das Infield vor der Bühne ist jedenfalls von Beginn an richtig gut gefüllt. Dvalin hat zuletzt im letzten Jahr eine EP veröffentlicht, ihr letztes Album ist hingegen schon genauso alt wie ihr letzter Dark-Troll-Auftritt.

Mit Alkhemia wird es nun schon auch international. Trotz der geringen Größe des Festivals ist das Lineup jedes Jahr bemerkenswert international. So sind auch in diesem Jahr wieder Bands aus zwölf verschiedenen Ländern angereist, die Hälfte des Lineups. Die Black-Metal-Band aus Frankreich spielt ihr Debüt-Album Abraxas auf dem Dark Troll – das Werk ist erst vor wenigen Tagen erschienen. Eine beeindruckende Show mit toller Bühnenpräsenz.

Auch Vanir haben mit Epitome ganz frisch ein neues Album draußen. Allerdings ist das schon ihr siebtes. Die Dänen, die vor einiger Zeit vom Viking Metal zum Melo-Death gefunden haben, haben sich ja auch schon 2009 gegründet. Es fällt beim Dark Troll schwer, zu sagen, welche Bands besser ankamen als andere, denn vor der Bühne ist es immer gut gefüllt. Natürlich finden sich bei den Headlinern des Tages immer noch ein wenig mehr Zuschauer ein, aber es ist nie leer oder auch nur dünn besucht. Immer sind die Festivalbesucher mit Leidenschaft dabei.

Saxorior reißen als nächste ihren Auftritt herunter. Mit Verve geht es sogleich in die Vollen. Die Band aus Sachsen feiert auf dem Dark Troll ihr 30jähriges Bühnenjubiläum mit einer extra Show. Die Sachsen spielen Melodic Black Metal mit deutschen Texten, die Songs stammten allerdings von den letzten beiden Alben Saksen, HEM und der EP Die Heimat brennt von 2023. Die Besatzung des alljährlichen Germanenlagers im hinteren Burgbereich verstärkten als lebende Bühnendekoration mit frühmittelalterlicher Gewandung sowie Schild und Schwert beim letzten Song Levin die Atmosphäre.

Für Robse, das gleichnamige Bandprojekt von Robse, dem ehemaligen Equilibrium-Sänger, ist es auf dem Dark Troll der zweite Auftritt nach dem Ragnarök. Natürlich wird er auch auf dem Dark Troll vom Publikum nahezu frenetisch gefeiert – so auch mit dem ersten Moshpit des Festivals. Der Stil der Band weist viele Einflüsse auf, man kann ihn vielleicht als Epic Folk Metal bezeichnen, aber Death-Metal-typisches Growling darf natürlich auch nicht fehlen.

Danach wird es wieder ruhiger. Die Erfurter von Décembre Noír haben sich in den letzten zehn Jahren einen guten Ruf erarbeitet. Mit ihrer Mischung aus Melodic Doom/Death prägen sie einen ganz eigenen Stil, der viele Fans hat. Auch hier wird es vor der Bühne nicht leerer, das Publikum ist nach wie vor hier, um gute Musik zu hören und nicht wie bei manch anderem Festival, um wild Party zu machen. Mit Your Sunset | My Sunrise hat Décembre Noír auch letztes Jahr erst neues Material veröffentlicht, dass es live zu spielen gilt. Aber da sich die Veröffentlichung ihres ersten Albums A Discouraged Believer hier zum zehnten mal jährt, wird daraus auch der Titeltrack gespielt und macht die Show zu etwas Besonderem.

Bei Ancient ist der Name quasi Programm, die Melodic-Black-Metal-Band existiert schon seit Jahrzehnten und ist eine der raren Bands, die man kaum irgendwo sieht, obwohl es sie schon so lange gibt und sie einen gewissen Legendenstatus haben. Das ist auch eine der Spezialitäten des Dark Troll: Bands heranzuholen, deren Auftritte nahezu einmalige Erlebnisse sind. Und das sehen auch die zahlreich versammelten Fans so.

Auf dem Tagesheadliner-Slot steht heute Gernotshagen. Die Pagan Black/Folk Metal-Band sind alte Bekannte und gehören zu den wenigen Bands. Die schon öfter hier einmal gespielt haben. Auch wegen persönlicher Verbindungen – so war Festivalmitorganisator Mike viele Jahre Gitarrist bei Gernotshagen. Die Show heute ist eine ganz besondere, feiert die Band doch ihr 25jähriges Bestehen. Dazu wird ein Querschnitt von Songs aus allen Alben gespielt, von Wintermythen bis Ode Naturae. Großartiger Auftritt!

Den ersten Abend beschließen Sunken aus Dänemark mit Atmospheric Black Metal. Ihre Musik bietet den perfekten Ausklang, zusammen mit über die Bühne wabernden Kunstnebelschwaden und effektvollem blauen Licht ergibt sich ein eindrucksvolles Gesamtbild aus Sound und Optik.

Den zweiten Tag eröffnen Tales of Ratatösk. Die Pagan/Folk-Metal-Band bedient mehr so die sparte Partyzeit und das auch schon am frühen Nachmittag zahlreich erschienene Publikum macht freudig mit bei einer Polonaise durch die Zuschauer und ähnlichen Späßen. Als Maskottchen hat die Band eine riesige Plüschversion des namensgebenden Eichhörnchens Ratatösk aus der nordischen Mythologie dabei und prominent am vorderen Bühnenrand platziert.

Jetzt wird es erst einmal wieder ruhiger. Die Schweden von Jord spielen elegischen Atmospheric Black Metal/Blackgaze mit den im Genre üblichen langen getragenen Melodieverläufen. Die Band, hervorgegangen aus einem Einmannprojekt ist eine echte Überraschung, die Songs sehr … ja, atmosphärisch eben. Jord hat letztes Jahr ihr drittes Album Tundra veröffentlicht, das sehr gute Rezensionen eingefahren hat und Songs wie der Opener Mara sind ein echtes Brett an emotionaler Tiefe.

Es bleibt musikalisch weiterhin eher ruhig. Autumn Nostalgie aus der Slowakei spielen Post Black Metal und sind Vertreter der eher kleinen Szene ihres Landes. Ihr Auftritt ist unaufgeregt ohne viel Brimborium, hier gehts allein um die Musik.

Theotoxin ballern dann wieder richtig rein. Die Österreicher haben vor zwei Jahren ihr letztes Album Fragment : Totenruhe veröffentlicht. Auf der Bühne wird mit Corpsepaint und mit Tüchern verhüllten Gesichtern eine ganz andere, bedrohliche Atmosphäre aufgebaut. Die Musiker sind auch aus anderen Bands wie Agrypnie, Schammasch oder Nocte Obducta bekannt. Sänger Ragnar, früher bei Bifröst am Mikro, bringt den Black Metal angemessen aggressiv unters Publikum, während die Musiker an den Instrumenten die härtere Gangart der neueren Songs überzeugend von der Leine lassen. Genre-übergreifendes gibt es nicht, jedoch wird alles, was Black Metal hergibt, abwechslungsreich genutzt: Zwischen Melodie und Härte, Akkustikgitarren und Black-Metal-Riffs unterlegt von treibenden Blastbeats geht es munter hin und her.

Bei Vermilia kann das Publikum wieder etwas durchatmen. Der in weiten Passagen ruhigere Atmospheric Pagan/Black Metal der finnischen Solokünstlerin und ihrer Band lässt die Gedanken treiben und nimmt mit folkig-melancholischen Klängen jeden, der möchte auf seine eigene Reise mit. Hörte baut sich hier langsam, fast unmerklich auf. Vermilia ist vor einigen Jahren schon einmal hier aufgetreten und dass sie nun ein zweites mal spielt, unterstreicht, dass sie zu den Publikumslieblingen gehört.

Und wieder ein Klassiker. Mit Graveworm kommt eine Genremischung aus Melodic Death/Black/Gothic auf die Bühne. Die Band hat sich schon 1992 gegründet – es handelt sich also um ganz alte Hasen der Szene. Ihr letzter Longplayer Killing Innocence ist mittlerweile ein Jahr alt und war nach langen neun Jahren des Wartens das erste größere Lebenszeichen der Südtiroler. Die Songs sind größtenteils Melodic Death mit Black-Metal-Passagen angereichert. Manchmal erinnern sie auch an die typischen skandinavischen Viking-Metal-Bands, zu denen ja heute noch der Headliner gehört.

Der Preis für die weiteste Anreise geht an Midnight Odyssey aus Australien. Das Soloprojekt von Dis Pater aus Brisbane spielt Ambient Black Metal. Closer to the Sky, die neueste EP der Australier wurde erst im April veröffentlicht, ist also noch brandneu. Dass Midnight Odyssey überhaupt einmal auf die Bühne und dann noch nach Europa kommen, ist so ähnlich wie ein Sechser im Lotto und das sehen auch die Festivalgänger so und bescheren der Band ein volles Infield vor der Bühne. Denn anfangs war Mastermeind Dis Pater der Meinung, dass diese Musik gar nicht unbedingt auf einer Bühne performt werden solle, sondern die richtige Umgebung dafür eine von der Natur inspirierte Atmosphäre sei. Nunja, eine Burgruine als Kulisse kommt dem doch schon ein wenig nahe.

Jetzt zum Viking Metal. Mit Einherjer betritt ein wahres Urgestein die Bühne, sind die Norweger doch schon seit 1993 unterwegs. Mit ihrem Debüt Dragons of the North von1996 wurden sie zum Mitbegründer dieses Genres und setzten ihren Weg seitdem auch in die gleiche Richtung fort. Ihr Stil aus Viking mit Black-Metal-Einsprengseln und einigen klassischen Heavy-Metal-Riffing mäandert zwischen diesen Bestandteilen und vermengt sie zu einer typischen Melange. Ein würdiger Headliner für diesen Tag, was auch vom Publikum honoriert wird.

Mit Nornír kommt nun noch ein Black-Metal-Geheimtipp auf die Bühne. Beim Dark Troll sind traditionell auch die After-Headliner-Slots noch gut besucht und das ist auch hier nicht anders. Nornír aus Freiberg/Sachsen haben erst Ende letzten Jahres ihr zweites Album rausgehauen und das hat es in sich. Purer Black Metal wird einem hier um die Ohren gehauen, dass es nur so klingelt. Nichts mit besinnlichem Tagesausklang, hier ist nichts Atmospheric oder übertrieben Melodic, es wird voller Verzweiflung gekreischt und geschrien, die Gitarren werden kompromisslos malträtiert, dass es eine Freude ist und es gibt keine Zeit, um durchzuatmen. Achja, nebenbei: Mit Lethian steht eine Frau am Mikro. Female fronted Black Metal, wie oft hat man das schon?!

Dritter Tag, die Festivalgänger sind alle noch fit und so ist auch heute der Burghof schon von Band eins an gut gefüllt. Ich denke, dass muss auch großartig für die Bands sein, wenn man als Opener nicht vor 30 versprengten Hanseln und den zehn Hardcorefans spielt, die auf jedes Festival hinterher reisen, sondern sozusagen schon am Mittag volle Hütte hat. Die Sause beginnt gleich wieder mit Black Metal. Norest kommen aus Richtung Ostseeküste und die junge Band hat bislang zwei Alben veröffentlicht. Sie spielen Black Metal mit deutschen Texten und dem Publikum gefällt’s.

Es kommt noch mehr Küste. Die nächste Band ist wieder ein Publikumsliebling. Sagenbringer aus Sylt zeigen, dass auch an der Nordseeküste Folk- und Pagan-Metal zu Hause sind. Ähnlich wie am Vortag Ratatösk gelingt es auch Sagenbringer, mit Folk/Pagan die Leute zu begeistern und das Infield füllt sich schnell wieder nach der Umbaupause. Man merkt, es gibt viele Fans der sympathischen Nordfriesen.

Thorondir aus Bayern halten am dritten Tag die Fahne des Black-Metal-angehauchten Viking Metal hoch. Thorondir punktet mit den Standards des Genres: Heroische Gesänge, folkloristische Einsprengsel, Texte voller Mythen und Sagen. Und werden dafür vom geneigten Publikum mit gereckten Fäusten und Nackenschwingern belohnt.

Es wird wieder international. Gwydion aus Portugal können dem Symphonic Folk mit Melodic-Death-Metal-Unterfütterung zugeordnet werden. Mitsamt passender Garderobe verbreitet ihre Musik eine Mischung aus sagenhaftem Mittelalter und mythischen Erzählungen. Allerdings entfernen sie sich in ihren Themen auch nicht allzuweit von den üblichen Viking-Metal-Klischees von Saufen, Schlachten, Heldentod.

Kontrastprogramm folgt daher sogleich mit Antrisch. Obwohl der Bandname aus dem Österreichischen stammt und soviel wie seltsam oder merkwürdig bedeutet, kommt die Band selbst aus Franken – Würzburg, um genau zu sein. Ihr Atmospheric Black Metal schlägt in eine ganz andere Kerbe. Mit der unglückseligen Franklin-Expedition ins Nordpolarmeer, die Mitte des 19. Jahrhunderts scheiterte und spurlos verschwand, hat die Band in ihrem aktuellen Album Expedition II : Die Passage ein sehr passendes Thema für ihren kalten und erbarmungslosen Black Metal gefunden. Man spürt förmlich die Feindseligkeit der rauhen Natur beim Hören der Songs. Das Rätsel um das Verschwinden der Expedition wurde übrigens erst über 150 Jahre später aufgeklärt, als man mit modernen Mitteln die Wracks der beiden Expeditions-Segelschiffe auf dem Meeresgrund irgendwo in den arktischen Meerespassagen im Norden Kanadas fand. Doch schon vor 150 Jahren war das Verschwinden der Franklin-Expedition eines der ersten Themen, das die damals modernen Massenmedien antrieb und viele Menschen bewegte. Seitdem ist das Thema in die Literatur und Popkultur eingegangen. Antrisch setzt dem vergeblichen Überlebenskampf der Expeditionsteilnehmer ein musikalisches Denkmal. Ein ebenso beklemmender wie großartiger Auftritt.

Stilistischer Cut. Mit der in Norwegen aufgewachsenen Amerikanerin Sylvaine aka Kathrine Shepard, die zwar ein Soloprojekt präsentiert, aber als feste Band tourt, kommt wieder Atmospheric-Black-Metal-Atmosphäre auf. Klagender Schreigesang und melodiöse Songpassagen lassen wieder durchatmen und träumen. Das Songwriting ist durchweg auf hohem Niveau und man muss sagen, Sylvaine wird von Album zu Album vielschichtiger und interessanter. Mit ihrem letzten, Nova von 2022, tourt sie seitdem dann und wann ein wenig. Und es lohnt sich immer extrem, eines ihrer Konzerte zu besuchen. Die Atmosphäre, die durch ihre Musik verbreitet wird, ist jedes Mal bombastisch. Nebenbei: Ihr Bandgitarrist ist Teil der Dark-Troll-Crew, so dass es höchste Zeit war, sie einmal zum Dark Troll zu holen. Mission Accomplished!

Drudensang, die Black-Metal-Band hat nach fast zehn Jahren des Bestehen 2022 dann endlich ihr erstes Album Tuiflsrijtt veröffentlicht. Und heute spielen sie auf dem Dark Troll. Und sie meinen es ernst. Neben frischem Schweinekopf (Wo bekommt man solche Accessoires eigentlich immer her?), Tierschädeln und dämonenartigen Schnitzereien komplettiert die Band das Bild mit Nietenarmbändern mit 10 cm langen Stachelspitzen, Corpsepaint und angemessen ranzigen Klamotten. Musikalisch erwartet uns total satanischer Black Metal mit gekreischten Texten und repetitiven Melodieführungen, so wie sie typisch sind für den klassischen Black Metal. Die Band liefert also eine ganz wunderbare Show und es stehen viele im Publikum, die der Darbietung voller Genuss lauschen. Deswegen ist das Infield auch wieder gut gefüllt: wegen Zuschauern, die Drudensang sehen wollen.

Mit Finsterforst folgen wieder einmal alte Bekannte. Die Band passt aber auch wie die Faust aufs Auge zu diesem Festival. Ihr extrem breiter, epischer und barocker Sound aus Folk- und Black-Metal-Elementen in Verbindung mit den wunderbar langen Songs ergibt einfach eine ganz einzigartige Mischung. Die DNA der Band erkennt man immer in ihren Songs und es gibt nichts gleichartiges. Dank ihrer überlangen Songs besteht ein übliches Konzert von Finsterforst immer nur aus wenigen davon. Ihre letzte EP, Jenseits, besteht zum Beispiel eigentlich nur aus einem einzigen, 39:09 Minuten langen Song. Perfektes Material, um beim Konzert kollektiv mitzunicken.

Heute tritt der Headliner als letztes auf und es gibt keinen After-Headliner-Slot. Wolves in the Throne Room sieht man nicht alle Tage. Zumindest nicht in Europa. Dann und wann entschließen sich die Amerikaner aus Oregon dazu, eine Tour zu unternehmen, aber allzu häufig kommt das nicht vor. Es gibt also keinen Grund, sie zu verpassen. Zumal sie musikalisch herausragen durch den von ihnen kreierten, ganz eigenen Sound. Die Bühne in Dunkel gehüllt, performt die Band ihren Atmospheric Black Metal. Das letzte Material von ihnen ist die EP Crypt of Ancestral Knowledge, die Ende September 2023 veröffentlicht wurde. Mit ihrer ganz besonderen Show, für die sie ihre Europa-Tour sogar extra eine Woche früher begonnen haben, beschließen sie das diesjährige Dark Troll.

Was bleibt noch zu sagen? Die Bierpreise waren mit 4,50 € äußerst stabil, die Atmosphäre auf der Burgruine ist sowieso unschlagbar. Die Bandauswahl ist wie in jedem Jahr einsame Spitze. Es gibt keine langweiligen Bands oder Ausfälle. Jede Band ist hier richtig, bereichert das Line-Up und ist interessant und hörenswert. Es macht einfach in jedem Jahr Spaß, diese Mischung aus „kenn ich schon von woanders, ist großartig“ und „noch nie gehört, ich bin gespannt“ zu entdecken. Wobei die Bands, die auf dem Dark Troll schon mehrmals aufgetreten sind, in der Minderheit sind. Hier wiederholt sich nicht viel, es gibt in jedem Jahr wieder neue, sehr spannende Entdeckungen, die die Vielfältigkeit der hier vertretenen Genres zeigen und einfach Lust auf mehr machen. Dazu ist das Publikum tiefenentspannt. Hier gibt es keine nervigen Festivaltouristen, die jeden Tag den Abriss zelebrieren. Die Leute sind hier wegen der Musik und wollen sie auch genießen. Und das Umfeld auf dieser wunderschönen Burgruine passt einfach perfekt dazu. Es kann keinen schöneren Ort geben, als das Dark Troll auf der Burgruine Schweinsburg in Bornstedt, um den Festivalsommer in jedem Jahr angemessen zu beginnen.

(Alle Bilder © Stefan Bollmann)