Wie nennt man das? Vatertag? Christi Himmelfahrt? Männertag? Alles möglich. Aber Dark Troll ist noch viel passender. Jedenfalls für alle Freunde der etwas heftigeren musikalischen Töne. Das Dark Troll Festival rief nämlich an besagtem Datum und den folgenden zwei Tagen zum achten Mal auf die Burgruine Bornstedt unweit Eislebens, um für gute Unterhaltung und allgemein ein Wochenende voller Wohlbefinden zu sorgen.
Tag 1
Waldtraene
Wie schon in den Vorjahren eröffnete das Pagan-Folk-Duo Waldtraene aus dem Südharz das diesjährige Dark Troll mit Liedern über germanische Krieger und Mittlerweile haben sie mit „Unter Wolfes Banner“ das zweite Album einer Konzeptreihe „Es wussten einst die Alten“ und damit insgesamt ihr viertes Album auf CD veröffentlicht. Aus dem dann auch diverses Liedgut präsentiert wurde. Mit Liedern wie „Schild an Schild, Seit an Seit“ und dem „Lied der Walküren“ wurde das schon zu dieser Zeit recht zahlreich erschienene Publikum von Horda und Knoepfchen gut bedient. Alles in allem ein sanfter Einstieg in ein wildes Wochenende und mittlerweile eine schöne Tradition.
Raventale
Die Ukrainer von Raventale lieferten gleich als zweite Band eine beeindruckende Show ab und heizten die Stimmung richtig an. Die Black Metaller aus Kiew wissen sowohl, wie man Gitarren richtig prügelt, als auch, wie das mit dem Atmospheric beim Black Metal geht. Außerdem nehmen sie das mit dem Corpsepaint noch so richtig ernst. Das Publikum sah das bei ihrem Debüt in Deutschland genauso so und ging recht ordentlich mit. Kein Wunder, die seit 2005 bestehende Band hat einen ziemlich hohen Output an Alben und schon sieben an der Zahl veröffentlicht. Eine Compilation nicht mitgerechnet. Vom letzten Album „Dark Substance of Dharma“ wurden dementsprechend auch einige düster-elegische Songs präsentiert. Übrigens begann mit Raventale eine Verspätungskaskade, die jede nachfolgende Band um weitere fünf Minuten ausdehnte. Aber da es keinen Cut am Ende gab, war das recht egal, denn jeder konnte seinen Slot voll ausnutzen und keinem Fan ging auch nur eine Sekunde Musik verloren.
Countless Skies
Für mich die Überraschung des Tages. Feinster Melodic Death der besten Sorte aus England. Eine unaufgeregte Show der Jungs, die sich bei ihrem ersten Deutschlandauftritt einfach auf ihre Musik konzentrierten und das auch ganz großartig hinbekamen. Die 2009 als Hatesphere gegründete und seit 2012 unter dem jetzigen Namen auftretende Band ist zwar erst 2014 mit einer ersten EP und 2015 mit ihrem ersten Album (dem hörenswerten „New Dawn“) gestartet, haben wohl aber in den Jahren davor ordentlich geübt. Jedenfalls schafften sie es meisterhaft, Melodic-Death-typische Soundteppiche der wohligen Sorte aufzubauen. Das steht dem Sound aktueller finnischer Melodic-Death-Heroen wie Insomnium, an die sie streckenweise erinnern (Ethereal!), in nichts nach. Ich hoffe, die Band aus Hertfordshire bleibt dran und veröffentlicht noch viele weitere Alben. Jedenfalls können nicht nur Skandinavier Melodic Death. Auch England ist vorne mit dabei!
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Lagerstein
Ja, ist denn schon Headlinerzeit? Nö, ist noch hell. Die Piraten-(Folk)-Metaller von Lagerstein brachten nämlich das Kunststück fertig, den Platz vor der Bühne im Nu brechend voll mit frenetischen Fans zu füllen. Die werden die Männer aus Brisbane/Australien doch nicht etwa unterwegs auf gekaperten Schiffen eingesammelt und hier zum Jubeln abgestellt haben? Nein, mitnichten. Die auch auf der Bühne standesgemäß Rum trinkenden Piraten haben auch hierzulande eine eingeschworene Fangemeinschaft. Na gut, beim Thema Trinken und Alkohol findet sich auch fast jeder Festivalgänger wieder. Wenn dazu noch so gute Laune mit viel Spielfreude verbreitet wird, macht jeder begeistert mit. Eine zünftige Wall of Death war da Ehrensache. All for Rum & Rum for All!
Eïs
Die 2005 ursprünglich unter dem Namen Geïst gegründete Black-Metal-Band aus dem Ostfälischen schaute zwei Jahre nach dem letzten Auftritt beim Dark Troll erneut auf Burg Bornstedt vorbei und gab unter anderem den „Mann aus Stein“ vom vorletzten Album „Wetterkreuz“ zum Besten. Die Fans waren recht zahlreich und das Publikum ging durchaus gut mit.
Wolfheart
Der vielbeschäftigte Tuomas Saukkonen und sein aktuelles Projekt Wolfheart, das ihm so wichtig ist, dass er vor einigen Jahren alle anderen seiner Bands aufgelöst hat, stellten den Headliner des Abends. Waren die Anfänge vor über 15 Jahren mit seiner ehemaligen Band Before the Dawn noch eher ein wenig Dark- und Gothic-Metal-lastig, hat er auf den späteren Alben seine eigene Interpretation von Melodic Death gefunden und die härtere Gangart der Melancholie noch mit dem Folgeprojekt Black Sun Aeon ausgebaut. Beide Bands sind mittlerweile Geschichte, aktuell ist er mit Wolfheart unterwegs und auch von diesen gibt es mittlerweile drei Alben. Mir persönlich fehlt bei diesen ein wenig die Abwechslung, aber letztendlich weiß man zumindest, was man bekommt und hörenswert sind sie trotzdem auf jeden Fall. Tuomas growled die Texte inbrünstig ins Mikro und fehlende Spielfreude kann man der Band wahrlich nicht nachsagen. Gelungener Auftritt.
The Committee
Zu später Nacht stimmten als Abschluss noch The Committee ihre Gitarren. Die vier internationalen Mitglieder des Committees, die sich um Sänger Igor Mortis geschart haben, unterwerfen sich … sagen wir mal, einer strengen Kleiderordnung, vielleicht damit sich der Zuschauer voll und ganz auf ihren Atmospheric Black Metal konzentriert. Der durchaus anhörbar ist. Die Dunkelheit und die Lichtshow zur Band unterstrichen nur noch ihren Auftritt, bei dem sie ihr okkultes Memorandum verbreiteten. So zumindest der Titel ihres aktuellen Albums (Memorandum Occultus).
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Tag 2
Ferndal
Zum Aufwachen gabt es Melodic Black Metal von Ferndal aus Münster auf die Ohren. Dass sie es auch mit Klassik-Einflüssen ernst meinen, bewies Lestaya am Cello. Die Band ist noch sehr jung, hat sich erst 2016 gegründet und in diesem Jahr das erste – selbstbetitelte – Album veröffentlicht. Vermutlich lag es auch daran, dass sich das Publikum – zu so früher Festivalstunde immerhin schon angenehm zahlreich erschienen – eher zurückhaltend-interessiert als enthusiastisch-mitfeiernd zeigte, obwohl allgemeines Köpfenicken im Takt der Musik durchaus positiv zu werten ist. Da muss sich erst noch der Festival-Fame erspielt werden. Interessant vielleicht die Tatsache, dass einige Musiker von Eïs auch bei Ferndal mitwirken. Die Songs von Ferndal sind eher ruhig und langsam. Und um das Cello nach dem Intro-Solo noch zu hören, musste man schon etwas genauer hinhören, das war wohl etwas leise abgemischt. Erst gegen Ende des Konzertes wurde das besser. Alles in allem ein interessantes musikalisches Konzept, das noch mehr variiert werden kann und in dem noch viel zukünftiges Potential steckt.
Vargrimm
Die Berliner Black-Metaller von Vargrimm putzten den Anwesenden danach ordentlich die Ohren durch. Unter anderem mit neuem Material von ihrer Demo 2017 („Abgrund“, „Mauern“). Ungewöhnlich, nach zwei regulären Alben ein Demo zu veröffentlichen. Aber das ist eine stark limitierte Scheibe, extra fürs Dark Troll von den Jungs per Hand zusammen getackert. So viel Einsatz für die Fans – großartig! Klargesang ist jetzt zwar nicht die allergrößte Stärke von Sänger Kai, aber im Growling überzeugt er dafür umso mehr. Die Fans, die den Platz vor der Bühne gut füllten, feierten die Band gebührend.
Jörmungand
Der Boden war bereitet für Jörmungand. Die Kölner Pagan-Metaller, ebenfalls mit deutschsprachigen Texten angetreten, hatten statt bekannten Songs von ihrem bisher einzigen Album „Von Wind und Schatten“, von dem sie bei ihrem Auftritt 2015 an gleicher Stelle Songs präsentierten, diesmal etwas anderes zu bieten. Nämlich Material aus ihrem neuen, zweiten Album! Die ganze Show wurde nur mit neuen Songs bestritten. Das Publikum wurde nun langsam warm und die gereckten Arme mit Fäusten oder Pommesgabeln wurden ebenso häufiger, wie rhythmische Nackenmuskellockerungen. Sänger Dustin Reich von Fyrnreich (ebenfalls aus Köln) half als Überraschungsgast beim neuen Song „Dämmerung“ aus, was begeisterte „Dustin – Dustin“-Rufe nach sich zog. Die Besucher mochten das neue Material jedenfalls, wie am allgemeinen Zuspruch während des Konzertes zu erkennen war. Keyboarderin Nelli sang und spielte tapfer gegen zu leise eingestelltes Mikro und Instrument an und schüttelte ansonsten ihre Haarpracht, dass es eine Wonne war.
Balfor
Die ukrainische Metal-Szene scheint recht gut aufgestellt zu sein, denn auf jedem Dark Troll ist mindestens eine Black-Metal-Combo aus dem osteuropäischen Land vertreten. (Letztes Jahr Khors.) Hier nun nach Raventale am letzten Tag Balfor aus Kiew. Auch diese Jungs nahmen das mit dem Black Metal sehr ernst und erschienen in voller Montur inklusive Corpsepaint. Nach einem atmosphärischen Intro ging es dann auch gleich in die Vollen. Los ging es mit „Unbounded Wrath of Venom“, danach folgten „Dawn of Savage“ und „Wolfbreed“. Alle vom letzten Album „Black Serpent Rising“. Vom 2010er Longplayer „Barbaric Blood“ folgte das elegische „The Perfect Fire“, ehe das Konzert mit dem wieder aktuellen „Serpents of the Black Sun“ zu Ende ging. Auffallend waren die Pausen zwischen den Songs. Gehören die zu einem zünftigen Balfor-Auftritt oder gab es Technik-Probleme? Verspätungen im Zeitplan waren am zweiten Tag übrigens keine nennenswerten zu verzeichnen. Grundsätzlich lief also alles wie am Schnürchen. Die Band selbst lieferte alles in allem eine ordentliche Prügelei der Instrumente, der auch das Publikum aufgeschlossen gegenüberstand.
Thorondir
Sänger Kevin Wienerts Urschrei weckte die Zuschauer am Anfang der Show auf (nur falls jemand weggenickt war … Nachmittagskater oder so von zu viel Whisky vom Whisky-Stand, der auch in diesem Jahr wieder regen Zuspruch fand) und dann legten die Bayern mit ihrem Pagan Metal auch schon zünftig los. Die anfangs noch nicht komplett gefüllte Zuschauerfläche wurde im Laufe des Konzerts immer voller. Die, die schon von Beginn an dabei waren, hatten jedoch ihren Spaß und zeigten ihn auch. Sogar für den ersten Moshpit des Tages reichte es schon aus! Thorondir ließ sich nicht lumpen und präsentierte neues Material vom nächsten Longplayer, nämlich dem Stück „Dunkle Zeichen“.
Hate
Bands mit Hate im Namen oder gar nur Hate gibt’s wie fünfsaitige Bässe im Black Metal, nämlich viele. Aber nur eine dieses Namens aus Polen. Und schon 27 Jahre und zehn Alben später sind sie auf dem Dark Troll unterwegs, um ihre aktuelle Scheibe „Tremendum“, die gerade erst frisch erschienen ist, unbarmherzig in die Gehörgänge der Festivalbesucher zu schrauben. Natürlich nicht die CD selbst, sondern die Songs darauf. Die polnische Black-Metal-Größe spulte zwar vor allem routiniert ihre Show ab, konnte aber trotzdem auf jeden Fall genug Publikum binden und auch begeistern. Und das nicht zu Unrecht.
Wolfchant
Nun wurde es aber richtig voll vor der Bühne. In einem Bericht von einem Mittelalter-Festival würde sich das etwa so anhören: Allerley Volk war da vor den Tanzboden geströmet, um den Barden zu huldigen und allda zu lauschen, was sie denn zu verkündigen hätten. Genug davon. Ich sage lediglich: Die Metalheads standen dicht an dicht wie die Fichten im Wald. Lokhi und Nortwin schmetterten die Songs ihres neuen Albums „Bloodwinter“, das es jedem eine Freude war. „Wolfchant (A Wolf to Man)“ zum Beispiel. Anders war das zustimmende, rhythmische Kopfnicken der Zuschauermenge nicht zu interpretieren. Dazu noch bekannte Songs aus früheren Alben wie „Eremit“ aus „Call of the Black Winds“ oder „Element“ aus dem „Embraced by Fire“-Album. Vom Publikum geforderte Zugaben konnten natürlich wegen des Festivalzeitplans nicht gegeben werden. Slot ist Slot.
Nargaroth
Nicht gesehen – nicht gehört.
Absu
Die Texaner waren weitgereist. Nach Lagerstein wohl die zweitweiteste Strecke. Am zweiten Tag des Dark Trolls beschlossen sie nun den Abend mit ihrer Show aus Black/Thrash mit Prisen aus Death und Progressive. Leider war wohl das Durchhaltevermögen einiger Besucher für diesen Tag erschöpft oder sie wollten sich ein wenig davon noch für den dritten und letzten Tag aufsparen. Jedenfalls leerte sich der Zuschauerbereich merklich, bis Absu, die sich nach einer sumerischen Gottheit benannten, die Bühne betraten. (Absu als Süßwassergott ist übrigens der Gegenpart von Tiamat, die über die Meere gebietet. Die sumerische Göttin, nicht die Gothic- bzw. in ihrer frühen Phase Black-Metal-Band. So viel Macht haben die dann doch nicht.) Wie auch immer, die verschollenen Zuschauer verpassten viel mehr als langweilige sumerische Mythologie. Die Band, die schon in den frühen Neunzigern mit Alben wie „The Sun of Tiphareth“ von sich reden machte, begann ihr Set ganz knallig mit „Stone Of Destiny“ und man merkte gleich, dass die Musiker um Sänger Proscriptor McGovern von der alten Schule sind. Zwar legte die Band von 2002 bis 2007 eine Pause ein, doch seitdem zeigen sie wieder, was richtiger amerikanischer Black/Thrash ist. Das ist fast schon klassischer amerikanischer Thrash mit Black-Metal-Einlagen. Ein großartiger Kontrapunkt zu den bisherigen Bands des Tages. So machte das Spaß. Und das war auch ein klasse Abschluss des zweiten Tages.
Tag 3
Vike Tare
Die Band, 2003 gegründet und sich schon durch ihre Herkunft (Wilhelmshaven) in ihren Songs gerne friesischen Themen widmend, gaben in den letzten zehn Jahren keine Live-Konzerte. Somit ist der Auftritt auf dem Dark Troll schon etwas Besonderes. Trotz der langen Bühnenabstinenz waren die Jungs keineswegs schüchtern, sondern legten gleich los. Mit Stücken wie „Phobos Anomaly“, „Like a Silent Hill“ oder „Rebirth Denied“ wurde dann auch gleich das aktuelle Album „Feed the Flames“ geplündert. „Rather Dead Than Slave“ aus dem 2005er Album „The Tide of Revelation” schloss sich an. Mit dem ikonischen „Trutz, blanke Hans!“ wurde der Auftritt beendet. Insgesamt wurde das Set durch schnelle, ins Ohr gehende Stücke dominiert. Gut zum Wachwerden für müde Festivalbesucher. Bleibt zu hoffen, dass Vike Tare nun wieder öfter auftreten.
Knaat
Die Münchner Pagan Metaller fackelten ebenfalls nicht lange. Ein kurzes Intro und schon wurden die Gitarren geschrubbt. Ähnlich wie Finsterforst verwendet auch Knaat ein Akkordeon („Die Lichtung“). Hier allerdings aus dem Keyboard. Die weiteren Songs boten dann eine brachiale Mischung aus Growling, rhythmischer Schwermut und erdigen Gitarren-Riffs. Da die Band ihr Backbanner verschusselt hatte, ließ es sich Sänger Max nicht nehmen, vor jedem Song den Bandnahmen anzusagen, damit ihn auch ja niemand vergisst. „Wir sind Knaat!“ Die Songs bestanden zum einen aus dem Inhalt des bisher einzigen Albums „Die Lichtung“ („Leidensweg“, „Spielmann“), zum anderen auch aus neuem Material wie dem stimmungsfördernden „Krautmo“. Diese Band hatte Freude und behielt sie nicht für sich.
Waldschrat
Auf die von Knaat vorbereitete gute Stimmung konnte Waldschrat nahtlos aufsetzen. Die österreichische Combo hatte zwei Tage vorher, am 25. Mai ihr neuestes Album „Metropolis wird fallen“ veröffentlicht und spielte auch diverse Stücke daraus („Metropolis“, „Verfall des Seins“) auf dem Festival. Aber auch ihr erstes Album „Nostalgie.Resonanz“ kam nicht zu kurz. Daraus wurde „Als das Leid das Land heimsuchte“ gespielt, gesungen im Duett mit Waldtraene-Sänger Horda. Ihren Stil bezeichnet die Band selbst als Black Metal und Neofolk. Größtenteils sehr schnelle Stücke, Blastbeats, hin und wieder mit kürzeren langsamen Passagen.
Bucovina
Interessant waren Bucovina. In gewisser Weise ein Kontrast zu den Vorgängerbands, auch wenn sie ebenfalls Folk Metal spielen. Schon mit dem ersten Song des Sets, „Duh“, wurden neue Akzente gesetzt: klassischer Metal, leichte psychodelische Einschläge. In den nächsten Songs „Sunt munti si paduri“ und „Luna preste vârfuri“ wurden die Berge und Wälder der Bukovina besungen, der Landschaft in Rumänien, nach der sich die Band benannt hat. Was dann auch das Feld absteckte, das die Band üblicherweise thematisiert. Auch das weitere Set war recht Heavy-Metal-lastig, durchaus interessant und immer einladend zum Mitwippen und -nicken.
Belenos
Sich nach einem Krankheit heilenden Gott des Lichts zu benennen, muss man als Black-Metal-Band auch erst einmal drauf haben. Die Franzosen aus der Bretagne jedenfalls beackern in ihren Songs Themen aus ihrer keltisch geprägten Heimat. Nach mittlerweile sieben Alben, das letzte, „Kornôg“, 2016 erschienen, wagten sie sich auch tief in die germanischen Gefilde des südlichen Sachsen-Anhalts. Beim Dark Troll legte die mit Session-Musikern verstärkte Ein-Mann-Band von Loïc Cellier einen atmosphärisch dichten Auftritt hin, bei dem sie vornehmlich aus dem aktuellen Album spielten. Blastbeats, Gitarrengeknüppel und kurze atmosphärische Stellen, teilweise mit fast chorartigen Partien unterlegt, wechselten sich ab und hinterließen durchaus Eindruck.
Minas Morgul
Black-Metal mit deutschen Texten und düsterer, treibender Grundstimmung wartete als nächstes auf die Besucher. Fünf Alben haben die Brandenburger aus Frankfurt/Oder bislang seit 2002 veröffentlicht, das letzte allerdings auch schon 2012 und damit nicht mehr ganz taufrisch. Der Stimmung vor der Bühne tat das jedoch keinen Abbruch, umso textsicherer waren die beinharten Fans. Der Auftritt wurde mit Keyboard-Unterstützung routiniert durchgezogen. Mittlerweile hatte sich auch an diesem Tag wieder ein wenig Verspätung eingeschlichen, so dass sich die Auftrittszeiten alle nach hinten verschoben. Grundsätzlich aber nicht allzu schlimm, es hat ja niemand etwas anderes vor.
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Suidakra
Die Band aus Düsseldorf war eine der großen auf diesem Festival und schaffte es natürlich mühelos, eine große Circle Pit zu organisieren. Mit ihrem Celtic Metal kamen Suidakra natürlich nicht umhin, „Wild Frontier“ aus der Celtic-Rock-Phase von Gary Moore zu zitieren. R.I.P Gary. Das Publikum feierte und hatte Spaß. Arkadius und seine Mannen auf der Bühne ebenfalls. Das war so einer dieser Auftritte, bei denen Band und Publikum komplett auf einer Wellenlänge lagen. Kontrastiert wurde das übliche Œvre der Band von den Songs, die von Sängerin Tina mit Klargesang vorgetragen wurden („Undaunted“, „Braving The End“).
Månegarm
Die Headliner des heutigen und letzten Abends bekamen von Suidakra ein gut bestelltes Feld übergeben, heißt, es warteten die stimmungstechnisch aufgeheizten Massen auf eine weitere Steigerung der Black- und Pagan-metallischen Kunst. Und natürlich sind die Schweden aus Norrtälje Manns genug, um diese Rolle par excellence auszufüllen. Spätestens, als Martin Björklund mit seiner Violine auf der Bühne auftaucht, erkennen auch nicht so Kundige den typischen Sound der Viking-Metaller wieder. Erik Grawsiö rotzt die Texte mit Inbrunst ins Mikro, Markus Andé und Tour-Gitarrist Tobias Rydsheim treiben ihre Gitarren zu Höchstleistungen an. Und bei „Odin Owns Ye All“ geben auch die Zuschauer vor der Bühne noch einmal alles. Ein neues Album wäre übrigens auch mal wieder schön.
Enisum
Die After-Headliner und allerletzte Band dieses Festivals sind die Norditaliener von Enisum mit ihrem Ambient Black Metal. Die Band konnte auch mit einem aktuellen Album aufwarten („Seasons of Desolation“), das erst wenige Wochen alt ist. Sehr atmosphärisch und getragen, steigerten sich die Songs immer weiter in aggressive Richtung und wurden mit angemessener Power gen Publikum geschmettert. Großer Abschluss des Festivals!
Und sonst so?
Wie jedes Jahr lagerten auch diesmal wieder die Semnonen aus Brandenburg mit ihrer Reenactment-Truppe im hinteren Teil der Burg. Hier konnte man es sich auf der Wiese gemütlich machen, zusammen mit ihnen Kubb („Wikingerschach“) spielen oder den Schaukämpfen in voller Montur zusehen (die ich in diesem Jahr vor lauter Arbeit ganz verpasst habe). Gegen einen frühmittelalterlichen Schildwall ist eine Wall of Death ja Kinderkacke. Aber auch gut so, denn wer will sich schon beim Feiern verletzen? Für Essen und Getränke war natürlich auch gesorgt. Und ich hab nirgendwo längere Schlangen gesehen. Ach doch, ihr werdet lachen: auf dem Männerklo. Wenn von vier Spültoiletten eine grundsätzlich geschlossen ist, die zweite nur für das Personal zurückgehalten wird und bei der dritten dann noch irgendwann die Sintflut ausgebrochen ist, dann wird das mit der vierten und letzten sportlich … Aber egal.
Besonders hatte es mir ja der Burgerstand angetan. Für Festival-Verhältnisse nahezu luxuriöse Bräter zwischen knackig geröstetem Brötchen und frisch geschnibbeltes Gemüsezeugs mit ordentlich Relish. Das hat schon was. Wobei eine ehrliche Bratwurst am Stand im vorderen Burgbereich auch nicht zu verachten war. Und überall freundliches und flinkes Personal. Kurz gesagt: Das Dark Troll war musikalisch und organisatorisch wieder einmal ein großartiger Einstand ins Festivaljahr.
Achja: Die ersten Bands für das Dark Troll 9 im nächsten Jahr sind schon gebucht. Schaut einfach mal auf der Webseite des Dark Troll vorbei.