Als vor einem Jahr das Autumn Moon Festival in Hameln das Licht der Welt erblickte, war die Szenen doch etwas überrascht – war diese doch eigentlich mit WGT, Amphi-Festival und dem Mera-Luna im nahen Hildesheim gut bedient.
Doch Autumn Moon trumpfte gleich zu Beginn mit einem respektablen Lineup und überzeugte auch mit einem der Jahreszeit angemessenen Konzept.
Dieses Jahr nun war das Lineup nicht minder attraktiv, die guten Kritiken des letzten Jahres hatten sich wohl auch herumgesprochen, jedenfalls war das Festival ausgesprochen gut besucht und befindet sich nun auf dem gutem Weg zu einer festen Größe in der Szene.
Mit der Rattenfängerhalle, der Sumpfblume, dem Schiff, dem Papa Hemingway und der Mystic Stage Bühne bot das Autumn Moon fünf Spielstätten mit unterschiedlichem Charme an.
Über 44 Bands aus der Folk-, Gothic-, Elektro- und Metal-Szene traten dort während der zwei Tage auf, die Headliner dabei konzentriert in der Rattenfängerhalle mit ihrer grossen Bühne. Aber auch die Sumpfblume bot ein durchaus interessantes Lineup, hier allerdings in eher dunkler, nebeliger und dicht gedrängter Atmosphere.
Als echte Überraschung und sogar als Weltpremiere sollten Zombie Boy/Rico & Riggs als letzten Act das Festival beenden.
Gestartet hatte das Festival am Freitag in der Rattenfänger-Halle bereits um 14:45 Uhr mit Xandria – die Band war quasi auf dem Weg zur einer Lateinamerika Tournee und erhielt deshalb den frühen Startplatz.
Schade dass zu dieser Zeit noch sehr viele an der Bändchenausgabe warteten, einige wohl bis zu 45 Minuten, ein Umstand den das Festival im nächsten Jahr unbedingt beheben sollte.
Eisfabrik und OST+FRONT brachten dann mit druckvollen, oft brachialen Sound das Publikum schnell auf Temperatur und wurden entsprechend gefeiert.
Emotionaler dann der Auftritt von Das Ich, Sänger Stefan Ackermann wurde mit sehr warmen und gefühlvollen Worten bedacht als dieser bei einem Song der Zugabe Probleme mit dem Text hatte.
Zum Autumn Moon gehört als fester Bestandteil der Mystery Market, verteilt auf dem weitläufigen Gelände rund um die Rattenfänger-Halle und der Weserpromenade. Der Markt ist offen für jedermann und so mischen sich neben allerlei Gauklern, Feuerspuckern und Musikbarden und dem Publikum der Schwarze Szene auch interessierte Besuchern aus Hameln zusammen zu einem lebendigen Miteinander am wärmenden Feuern bei Met, Knobibrot und Folkmusik.
Am Samstag trat hier vielbeachtet Sarah Lesch zusammen mit Bastian Bandt auf, gerade ausgezeichnet mit dem Protestsong Contest 2016 für ihr Lied Testament.
Der Tag war erneut dicht gepackt mit hochkarätigen Headlinern in der Rattenfängerhalle, so spielten schon recht früh am Nachmittag Crematory, seit 25 Jahren Deutschlands führende Gothic Metal-Band, mit Frontmann Gerhard “Felix” Stass und den neuen Bandmitgliedern Tosse Basler und Jason Mathias.
Über End of Green, deren Songs über Einsamkeit, Depressionen, Schmerz und Tod von Michelle Darkness eindrucksvoll vorgetragen wurden ging es weiter zu Lacrimas Profundere die mit dem neuen Album “Hope Is Here“ auf dem Autumn Moon ihre Aufwartung machten und ihren Auftritt traditionell mit Ave End beendeten.
Aus Österreich waren L’âme Immortelle angereist und Sonja Kraushofer und Thomas Rainer begannen ihre eindrucksvolle Performance mit dem Gänsehautklassiker „Life Will Never Be The Same Again“.
Schließlich war es 21:30 Uhr und Lady Lila erschien engelsgleich im weißen Gewand auf der Bühne um den Radiosender WELLE:ERDBALL mit dem Song „1000 Engel“ zu starten.
Hannes “Honey“ Maleck trotze tapfer gegen technische Probleme auf der Bühne, verteilte bei bei „Meine Klangwelt“ einen Commodore 64 ins Publikum und erfreute mit weiteren Songs aus der „Wunderwelt der Technik“, beklagte aber gleichzeitig die Sorglosigkeit im Umgang mit dem Internet beim „Mensch aus Glas“. Insgesamt wurde Welle:ERDBALL ihrer Rolle als eigentlicher Headliner voll gerecht und brachten die sehr gut gefüllte Rattenfängerhalle richtig gut in Stimmung.
Mit Spannung wurde dann die angekündigte Weltpremiere von Zombie Boy und seiner Band Rico & The Riggs erwartet.
Rick Genest, als Zombie Boy ein weltweit bekannter kanadischer Performancekünstler mit über 900.000 Facebook-Followern trat zum ersten mal zusammen mit Mike Riggs (Gitarre), Ryan Stevenson (Drums) und Jay McGovern (Bass) auf. Ob dieses Musikprojekt eine Zukunft hat bleibt nach dem Auftritt in Hameln offen. Viele Zuschauer verließen bereits nach den ersten Songs die Halle und auch Rick Genest wirkte unsicher und introvertiert auf der Bühne.