Hochglanz Festival auf historischem Boden – Das war: Lollapalooza 2015


Dieses Wochenende gastierte das Weltenbummler-Festival „Lollapalooza“ zur Europa-Premiere in Berlin, genauer gesagt auf dem alten Flughafen Tempelhof. Mehr als 100.000 Besucher tummelten sich hier an zwei Tagen vor den vier Bühnen rund um den Platz der
Luftbrücke. Geboten waren neben Muse, The Libertines und dem aktuellen Lieblingsmusiker von 007 Sam Smith auch lokale Größen wie Seed und die Beatsteaks.
Das Lollapalooza, ein 1991 in den USA gegründetes Festival, das (seit 1991) von Beginn an  mit nur einigen Unterbrechungen stattfindet, hat es sogar (bereits) in die Annalen der Simpsons geschafft und wird nicht selten mit Woodstock verglichen. Vom Esprit der Anfangstage ist aber bis auf den überall prangernden Spruch: “Lolla On“, nicht viel geblieben. Das stört aber nur die ewig Gestrigen und von diesen findet man im heutigen Berlin nicht gerade Viele. So ist das heutige Lollapalooza ein fast perfekt durchorchestrierter Wanderzirkus der Musik, auf dem man mit einer Chipkarte am Handgelenk bezahlt, während wahlweise Papa oder Mama mit dem jungen Nachwuchs-Festivalgänger im „Kidzapalooza“, abhängt. Hier ist wirklich für jeden Etwas dabei. Lobenswert ist dabei auch zu erwähnen, dass sich der Veranstalter offen für Kritik zeigt und Mängel wie zu wenige Toiletten oder zu sparsam verbreitete Essbuden bereits am nächsten Tag beseitigt.

 

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Auf den Bühnen selbst hingegen lief alles am wie am Schnürchen, kaum Wartezeiten was an einer guten Taktung der Bühnen lag und zudem reichlich gute Musik. Während auf der Perry-Stage, dem Elektro affinen Publikum Robin Schulz, Klangkarusell und als Highlight sogar Fatboy Slim einheizten, bot nebenan die Alternativ-Stage ein wenig Abwechslung zu den größeren Mainstages 1 und 2. Um von der Perry Stage zur Mainstage 2 zu gelangen, brauchte man übrigens gemütlichen Schrittes knappe 15 Minuten. So kann man dann auch ein wenig die Dimension, die das Lollapaloozas einnahm, abschätzen.
Seeed
Für die Unterhaltung zwischendurch sorgten u.a. Artisten in einer Art Hommage an „Madmax“. Sie düsten mit ihren Stahlgefährten über das Gelände und dank Landebahn-Beton und Flughafen-Hangar kam hierbei sogar ein bisschen Fabrikhallen-Undergroundflair auf.
Während für manche wohl Fatboy Slim am ersten, Seed oder Muse am zweiten Tag das Highlight des Festivals darstellten, so war es für mich persönlich die Band: „The Libertines“. Zu meiner Überraschung waren diese ja auch Headliner am Samstag. Klar, ein neues Album und nur ein einziger Europa-Auftritt sprachen dafür, dennoch war ich skeptisch. Ich sollte mich irren. Mit nur 10 min Verspätung betraten Carl Barat, Pete Doherty, John Hassall und Gary Powell die Bühne und zeigten sofort, dass Sie berechtigterweise Headliner waren.
The Libertines
Ein rundum starker Auftritt über die volle Distanz, was in der Vergangenheit selten war, zeigten ebenso wie die vorhandene positive Chemie zwischen Pete und Carl das es die Jungs diesmal wohl etwas ernster angehen. Wenn Pete dann noch frech verschmitzt lächelnd den Mikrofon-Ständer umnietete, sich brüderlich eine Kippe und Mikrofon mit Carl teilte und überhaupt ein wenig nach durchzechter Nacht aussah, dann kam auch reichlich: „Lolla-On“-Stimmung auf.
 Abschließend kann man sagen, dass hier eine durchweg gelungene Europa-Premiere eines großen Main-Festivals hingelegt wurde. Die namhaften Acts und gute Orga sorgten für ein tolles und entspanntes Musikwochenende, welches für das erste Mal mit keinen allzu großen Pannen über die Bühne ging.
(PPP/VP)