Festivalbericht: RockHarz 2017

Auch dieses Jahr fand im beschaulichen Ballenstedt das nunmehr 24. RockHarz Open Air statt. Trotz Unwetterwarnung hat es das Wetter dieses Jahr auch wieder mit den rund 15.000 Besuchern gut gemeint, bei strahlender Sonne wurden über 50 Bands auf den Zwillingsbühnen gefeiert und zelebriert.

Bereits im Vorfeld waren Highlights wie Blind Guardian oder Heaven Shall Burn eine Garantie für die hochklassigkeit des Line-Ups und es bleibt abzuwarten welche Sahneschnitten sich die Macher für nächstes Jahr – dem 25. Jubiläum – an Land ziehen können.

Die Vorfreude war bereits Tage vorher in den Sozialen Medien zu spüren und so war es auch nicht verwunderlich das der Dienstag, trotz Frühanreiseobolus in Höhe von 10€ auch dieses Jahr als, nicht mehr so ganz heimlicher Hauptanreisetag genutzt wurde – denn schließlich gehört ein sauber errichtetes Camp genauso zu einem Open Air wie die Musik. Der extra Tag bietet außerdem noch einmal die Chance recht ungestört die Festivalfamilie wieder zu begrüßen, denn das ist auf dem RockHarz so stark zu spüren wie sonst nirgendwo, die Atmosphäre ist familiär und die idyllische Lage trägt nicht unweit dazu bei das man zwar alleine auf den Campground kommen mag aber definitiv nicht lange alleine bleibt. So spielen sich traditionell am Dienstag Szenen ab die direkt aus den kitschigsten Öffentlich-Rechtlichen Soaps kommen können, Menschen die sich jedes Jahr genau einmal auf dem RockHarz treffen liegen sich mit einem Bier in der einen Hand und einem Steak in der anderen in den Armen und man meinte das Festival letztes Jahr sei immer noch so präsent wie es eigentlich nicht sein kann.

Nach einer obligatorisch zu kurzen Nacht startet das Festival dann am Mittwoch, welcher seit Jahren unter dem Zeichen der AFM Label Night steht, in die erste Runde Bands. Die Sonne brannte zwar so sehr das man meinen könnte das dieses Fleckchen Erde noch nie Regen gesehen hätte – eine sehr schöne Gelegenheit sich schon einmal Richtung Bühne zu bewegen, denn neben den aus Indien angereisten Heavy Metal Musikern von Kryptos gab es dort auch noch Schatten! Headliner der Label Night war Dirkschneider welcher erneut beteuerte dass dieses Jahr das letzte sei wo der alte Accept Songs spielen würde, das letzte mal war zumindest immer noch genial denn seine solo Songs kann man sich wirklich nicht lange anhören – so gab es zumindest noch einmal eine gute Show für den Harz…

Der Donnerstag startete so wie der Mittwoch endete, mit bestem Wetter und einer gehörigen Portion harter Musik die dieses mal auch noch etwas sehr interessantes für Deutsche Gefilde zu liefern versprach: Infected Rain aus Moldavien – eine Augenweide mit prächtig, gewaltiger Stimme war als Opener gebucht. Gefolgt wurde die growlende Dame von den Jungs von apRon, ein Blick ins Publikum hätte es auch verraten denn was die Band sich in den letzten Monaten an Fantreue sucht seines Gleichen – Einhörner mit Knicklichtern und Konfetti soweit das Auge sieht entlockt Till einen kurzen Sprachlosen Moment beim betreten der Bühne – kurz darauf wurde das Inflied mit Konfettikanonen und Luftballons in ein überkochende Party verwandelt – Grandios!

Headliner des Tages war InExtremo, heimlicher Headliner allerdings Arch Enemy direkt zuvor – Alissa hat ihr kompletten Pyroteam eingepasst und die fulminante Show, welche letztes Jahr auf Wacken aufgezeichnet wurde, kurzerhand in den Harz geschafft. Ein unglaubliches Spektakel welches die gesamte Besuchermasse vor die Bühnen zieht. Ein Sahnehäubchen oben drauf versprachen dann noch InExtremo und die Spielleute feuerten ein wahres Feuerwerk von Hits quer übers Feld, nicht nur die Hitze der Pyrotechnik schlug über sondern auch der Wortwörtlich Funke wirkte Ansteckend – bei Klassikern wir ‘Küss Mich’, ‘Vollmond’ oder auch neueren wie ‘Sternhagelvoll’ das RockHarz Publikum zeigte sich textsicher sodass es für Sänger Michael Momente gab wo er sich zurücklehnen konnte und seine Stimme verstummen ließ.

Zu später Stunde dann betraten die ‘After-Headliner’ von Fiddler’s Green die Bühne und zeigten das man auch zu Fortgeschrittener Stunde den Acker zum beben bringen kann – bis tief in die Nacht tanzten und feiern die Massen den Erlangender Speedfolk auf das es kein Morgen gebe.

Dem Freitag wurde vorausgesagt das schöne Wetter zu verlieren, doch weit gefehlt – die Unwetterwarnungen schienen wie weggetanzt (einen Dank hier noch einmal an Fiddler’s Green welche wohl dafür zuständig waren). Die Opener machten Vlad In Tears welche einen leicht desinteressierten Eindruck vermittelten – eine Woche zuvor war in der Show noch um einiges mehr Elan drin, das mag aber auch an dem frühen Slot und der vorherige Tag liegen. Weiter ging es mit den Melodic Death Metallern von Kambrium und den ersten Höschen die gen Bühne folgen – interessant auch das es noch vor dem Mittag eine niedliche ‘Wallchen of Death’ bildete. Im Anschluss versuchten die Gothic Rocker von Ewigheim die Stimmung hoch zu halten, Firkin mit Irish Folk machen genau dort weiter so das es verhieß ein genialer Tag zu werden.

Pünktlich zu der Unzucht zogen dann doch Wolken auf und Daniel verkündigte stolz von der Bühne dass dies tatsächlich der erste Gig sei den sie im Regen spielen würden, das hielt die textsicheren und feierwütigen Fans der Darkrocker aber nicht davon ab genau dort zu bleiben wo sie waren nämlich vor der Bühne – daraufhin hat sich der Regen wohl beleidigt verzogen und sich den ganzen Tag lang nicht wieder gezeigt.

Nach dem teils gefühlvollen kam es hart auf hart denn Ost+Front hat mit ihrer optisch absprechenden wenn auch provokanten Show mal wieder eindrucksvoll gezeigt warum sie ganz klar zu den Vorzeigemusikern der Szene gehören.

Die Übernahme der Schwarzen Szene geht weiter mit den Hamburgern von Lord of the Lost – Garanten für Gute Laune und eine Band die immer und überall abliefern, wer die Jungs kennt weis dass dazu genug gesagt wurde – wer sie nicht kennt war wohl die letzten 5 Jahre nicht mehr auf einem Festival. Den Abschluss des schwarzen Blocks machten Mono Inc. welche die Stimmung wunderbar zum Siedepunkt führten, sei es ‘The Banks Of Eden’, ‘Voices Of Doom’ oder auch das neue Kind ‘Children Of The Dark’ – welches leider auch hier wieder nicht mit Christ Harms als Duett dargeboten wurde – Darkrock vom feinsten.

Headliner des Tages waren neben Iced Earth auch Heaven Shall Burn – beide wurde ausgiebig, nach alles Regeln der Kunst, gefeiert – brachial genial. Doch wenn man so ganz ehrlich mich sich ist waren mal wieder die After-Headliner das Highlight des Tages denn bei den drei Piraten aus dem karibischen Osnabrück – Mr. Hurley & die Pulveraffenschwappte die Euphorie vollends über, nicht nur auf und vor der Bühne wurde gefeiert auch die Grabenschlampen und die übrig gebliebenen Fotografen ließen es sich nicht nehmen den vorletzten Festivaltag ordentlich ausklingen zu lassen.

Der Sonnenaufgang des Samstages leutete das Ende ein, der letzte Tag begann und die Teufelsmauer welche Hoch über dem Campground prangte war wie übersät mit kleinen Flecken – eine gar endlose Schar Menschen pilgerte am Morgen zu ihr hinauf, wohl dem Vorsatz geschuldet einmal im Jahr da hoch zu gehen blieb dafür dann nur der letzte Morgen übrig denn wenn man ehrlich ist, die ist schon verdammt hoch…

Doch wieder aufs Infield und vor die Bühnen denn dort ging es weiter wie es sich bewährt hatte – guter, deutscher Irish Folk, dieses mal mit Mr. Irish Bastard aus Münster weckte die müden Knochen auf und forderte zum tanzen. Man sagt immer ‘es nimmt der Stimmung keinen Abbruch’ aber mit dieser Mischung und diesem Publikum fühlt sich eine Nacht wirklich nur an wie eine etwas längere Umbauphase – die Stimmung ist nach ein paar Liedern schon wieder auf dem Level der vorherigen Nacht, etwas einzigartiges auf dem RockHarz.

Serum 114 boten mit ihrem Deutschpunk zwar ein Kontrastprogramm welches sich etwas fehl am Platze anfühlte aber dennoch frierend aufgenommen wurde, da zeigt es sich auch mal wieder das eingefleischte Metaller doch eigentlich ein unglaublich freundliches und offenes Völkchen sind. Nichts desto trotz waren danach Moonspell mit traditionelleren Tönen ein gerne gesehener Gast und das Publikum dankte es ihnen mit Gesängen und Crowdsurfern bis an den Horizont – ein wahrer Test für die Grabencrew welche diese ein weiteres mal mit bravour gemeistert hat.

Währenddessen machte sich leichtes Unwohlsein breit denn Dark Tranquillities Live-Gitarrist Chris Amott war immer noch nicht vor Ort und aufgrund von Flugverspätungen war auch nicht sicher ob er den weiten Weg aus Amerika auf dem letzten Stück abschreiben könnte. Das RockHarz liegt an einem kleinen Flughafen also warum nicht so? Genau kurzerhand wurden zwei Piloten damit beauftragt Chris direkt vom Flughafen abzuholen – gesagt, getan und so konnten Dark Tranquility pünktlich auf die Bühne gehen. Flexibilität und Genialität pur.

Blind Guardian sollten den Headliner des letzten Tages geben und die Krefelder rund um Hansi Kirsch haben nicht enttäuscht sondern mit episch, mitreisenden Klängen ihr vollständiges ‘Imaginations From The Other Side’ Album dargeboten. Gänsehaut pur denn mit einem so textsicheren Chor von 15.000 Leuten hatte wohl auch Hansi nicht gerechnet.

Doch auch am Samstag war mit dem Headliner nicht Schluss, das Konzept des After-Headliner hat noch ein Ass im Ärmel – Feuerschwanz sollten dem 24. RockHarz einen Abschluss bescheren, Alcest lasse ich außen vor obwohl Klänge zum Einschlafen das Inflied gut geleert haben…

Das 25. RockHarz wirft seine Schatten auch schon voraus denn zum Jubiläum ist wieder ein Line-up geplant was von verrücktem bis hin zu Urgesteinen alles beinhaltet: Eisbrecher, Knorkator, Paradise Lost, Equilibrium und Amorphis sowie HammerFall sind jetzt schon bestätigt und legen den Grundstein für eine geniale Woche in 2018.

Wir sind gespannt was sich in den nächsten Monaten noch tut und blicken freudig gen Harz.

 

Vollständige Gallerien zu (fast) allen Acts gibts wie immer: hier auf den Commons!